Großer Kirschbaum

pp: Williams und Ravens Penthaus

Immer noch wutgeladen kam Raven am Kirschbaum an.
Sie war ohne Ziel durch die Gegend geeiert und hatte alles um sich herum so gut wir gar nicht wahrgenommen.
"Mistkerl" schrie sie laut und trat gegen einen Stein, der irgendwo herum lag.
sie hatte immer noch das dumme Ding am Ohr und er hatte nun erst recht etwas gegen sie in der Hand, um sie vielleicht doch von der Schule werfen zu lassen .Was evtl. sowieso keine Rolle spielte, da sie ja gekündigt hatte. Was normalerweise sowieso schon bedeuten würde, dass sie die Schule verlassen musste. Gereizt versuchte sie noch einmal das dumme ding vom Ohr abzubekommen. Doch wieder musste sie mit Schmerzen und einem blutenden Ohrläppchen sich geschlagen geben.
„verdammt“ schrie sie verzweifelt, jedoch etwas leiser als zuvor und ließ sich gegen den Baum fallen.
„ich bringe ihn um! …..ich hasse Jungen“ bereits jetzt hörte sich ihre Stimme nicht mehr sonderlich wüten an. Sie klang eher wie ein kleines Mädchen, die mit ihrer Situation überfordert war.
Das mit dem kleinen Mädchen stimmte wohl, wenn man es genau nahm. Mit ihren gerade einmal 1.60m war sie definitiv eine der kleinsten.
Langsam rann eine Träne nach der anderen über ihre Wange. Der Tag hatte so gut angefangen und hatte sich in so kurzer Zeit komplett zu einem Albtraum transformiert. Heute Morgen war sie noch einem netten Mädchen begegnet, was sogar evtl. ihr Master hätte werden können. Doch dann war sie mit diesem dämlichen Marco aneinander geraten und hatte Backschaft mit dem verdammten William machen müssen, der sie zu seinem Honey machte. Viele weitere Tränen liefen ihr über das Gesicht.“Alice, Eileen...Vater, Mutter…“sie schluchzend “es tut mir leid ich habe versagt!“Dann brach sie erneut in Tränen aus.
Der Baum tat den Rest und dämpfte die Geräusche, des weinenden Mädchens, was zusammen gekauert am ihn saß und ihr Leben verfluchte.

Eine Weile später drang der klang eines Violinen spiel an sie heran. Immer noch mit Tränen in den Augen hob sie ihren Kopf und lauschte der Violine. Die Violine war ihr Lieblings Instrument und hatte sie schon oft getröstet. Wie es aussah war sie auch heute wieder im richtigen Zeitpunkt arm richtigen Ort. Neugierig stand Raven auf und folgte, schniefend dem Geräusch.

tbc: Schulgarten^^

pp: Das Penthouse

William hatte sich den Weg erfragt und wer ihm begegnet war, hatte ihm spätestens nach einem Blick auf den länglichen Kasten bereitwillig Auskunft gegeben. So gelangte er zum Kirschbaum, wo er taktvoller Weise so tat, als würde er Raven, die auf der anderen Seite saß, in keinster Weise bemerken. Stattdessen betrachtete er mit einem eigenartigen Blick den Baum vor sich. Dann kniete er nieder und stellte den Kasten vor sich ab. "Die Zeit fliegt, schneller als ich es mitbekommen kann und jeden Tag verändert sich etwas. Es kommt mir so vor, als hätte dieser Baum gestern noch Blüten getragen!", sinnierte er und öffnete langsam den Deckel des Kastens. Es befanden sich zwei Katanas samt Saya darin, der Griff des einen war mit einem grauen Band umwickelt und der Griff des anderemit einem gelben. Während er das mit der grauen Wicklung herausnahm und mit nachdenklichem Blick in der Hand wog, sah er wieder zu den rauschenden Blättern auf. "Ich frage mich, ob ich morgen aufwachen und feststellen werde, dass die Blätter braun sind.", fragte er sich leise.
Das Violinenspiel, dass seit einer Weile herüberwehte, hatte er geflissentlich ignoriert, doch jetzt musste er darauf reagieren. Raven hatte ihn nicht gehört, oder nicht hören wollen, stattdessen war sie dem Klang der Violine gefolgt. William seufzte schwer, packte das Katana wieder weg und folgte Raven unauffällig, so wie Richard es ihn vor vielen Jahren gelehrt hatte.

tbc: Der Schulgarten

Langsam kam sie aus dem Schulgebäude in den Garten der Schule. Ihr Ziel den Kirschbaum näherte sie sich immer mehr. Hier draußen and er frischen luft fühlte sie sich sehr wohl.
Nun war sie da. Der Baum war etwas weiter weg von der Schule aber der Weg hatte sich gelohnt. Der Baum war wirklich schön und er musste schon sehr sehr als sein. In Gedanken versuchtete sie sich wieder an etwas zu erinnern, was diesen baum betraf. Sie hatte doch etwas gelesen als sie sich über die Schule informiert hatte. Sie versunk föllig in ihren Gedanken...

tbc: Verwaltungszimmer

Nach einem kurzen Abstecher in ihr Zimmer, wo sie ihren Koffer reinschmiss und wieder wegging, kam Haru endlich im Garten an. Sie ging gemächlich durch die Reihen der Bäume und an diesen vorbei. Dabei entfernte sie sich immer mehr dem Schulgebäude. Aber solange sie wieder zurück fand, sollte ja alles in Ordnung sein.
Plötzlich blieb sie an einem großen Kirschbaum stehen und staunte nicht schlecht. Was für ein schöner Baum, dachte sie fasziniert. Erst nach ein paar Minuten, bemerkte sie, dass ein weiteres Mädchen anwesend war. Der Höflichkeit halber sagte sie "Hallo" und schaute wieder zum Baum hoch.

pp: Richard's Zimmer

Endlich war er angekommen. Liebe Güte, er war es nicht mehr gewöhnt, so viel an einem Tag zu laufen. Hätte ihn sein Vater gesehen, hätte er sich für ihn zu Tode geschämt und ihn wieder für Wochen ins Fitnessstudio geschickt, damit er nicht aus der Linie kam. Richard unterdrückte ein Schauer des Grauens und kam ehrfürchtig und mit leuchtenden Augen dem Baum näher.
Er strahlte etwas aus...er wusste nicht recht wie er das beschreiben sollte,doch er fühlte sich wohl und ruhig in seiner Nähe. Richard bewunderte nur wenige Menschen, aber dieser Baum hatte seine Bewunderung mehr als sämtliche intolerante Grobiane die er kannte verdient.
Erst dann bemerkte er eine Blondine und eine rothaarige Asiatin, die wohl gerade dabei waren, einen Plausch miteinander anzufangen. Die exotische Schönheit der Asiatin war interessant, doch auch das klassische Aussehen der Blondine reizte ihn...wie auch immer, er würde sie einfach mal ansprechen, wenn sie alleine waren, er ließ sich nicht gern stressen. Mit einem erschöpften seufzen schob er die Lippen vor und überlegte, wie er sich hinsetzen könne, ohne das sein Sitzfleisch den dreckigen Boden berührte. Hätte er doch bloß eine Jacke mitgenommen, oder etwas in der Richtung.

Es war faszinierend, wie dieser Baum einen bannen konnte. Kaum schaute Haru ihn an, fühlte es sich an, als wäre sie nicht mehr in dieser Welt, sondern wurde von dem Baum weggebracht. Sie verlor sich in ihren Gedanken und ging unbewusst näher an ihn dran. Ihre Finger bewegten sich zur Rinde und sie spürte die grobe Haut des Baumes an ihren Fingerspitzen.
Erst, als wieder jemand hinzukam, schreckte Haruka aus ihren Gedanken und blickte leicht verwirrt zum Neuankömmling. Sie kannte ihn nicht - natürlich nicht, immerhin kannte sie hier niemanden. Es wurde allerdings langsam Zeit, dies zu ändern.
Sie ging vorsichtig auf ihn zu, um ihn nicht zu erschrecken. Er schien nachdenklich. "Hallo, kann ich dir vielleicht helfen?", fragte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln. Vielleicht suchte er ja etwas oder dachte über etwas anderes nach, wobei er Hilfe gebrauchen könnte. Man konnte ja schließlich Fragen und das kostete bekanntlich nichts. "Ich bin übrigens Haruka Aisaki", stellte sie sich noch mal höflichkeitshalber vor. Ihr wurde gesagt, dass sie in dieser Schule so etwas wie Höflichkeit öfter zeigen musste, als in der Gegend, woher sie stammte und wo sie auch immer nur ihren Kopf durchsetzte.

Richard musterte Haruka mit seinem typischen, gelassenen Ausdruck an.
-"Meine Amazone!" stieß er erfreut aus, "ich habe dich gerade eben gesehen, und finde, du hast eine sehr individuelle Schönheit,gefällt mir sehr gut...ach, mein Name, du meine Güte, kaum bin ich mitten in der Inspiration..." er schnalzte mit der Zunge und verdrehte die grünen Augen. "Ich heiße Richard Kelly, angehender Designer, Schätzchen" seine quirlige Art machte einen heftigen Kontrast zu Harukas zurückhaltende und höfliche Art. "Und wie du mir helfen kannst! Nein halt, deine bloße Gegenwart hilft mir...wie auch immer, zurück zum eigentlichen. Du hast nicht zufällig eine zum Schreien hässliche Jacke, dabei, auf der ich mich draufsetzen könnte, oder? Ich hasse es, dreckig zu werden..." Wie Richard nun mal war, bemerkte er nicht, dass sie eine Honey war, und sich nicht solchen Luxus leisten konnte wie er. Er hob erwartungsvoll eine Augenbraue, während er immernoch gebannt war von ihrer seltenen Schönheit...er war in eine Goldgrube gelandet, mit dieser Schule voller bildhübscher MEnschen.

(nimm seine Art nicht ernst, er ist immer so...eigenartig XD)

Ein breites Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht, einerseits kurz davor in einem Lachanfall auszubrechen und gleichzeitig noch so von dem plötzlichen Redeschwall verwirrt. Schließlich gewann der Lachanfall und es brauchte seine Augenblicke, bis sie wieder Luft bekam. Sie musste sich sehr zusammenreißen, sich wieder im Griff zu haben, aber es gelang ihr schließlich wieder ruhig vor ihm zu stehen. "Entschuldige bitte." Zwar hatte sie noch immer ein Grinsen auf den Lippen, aber um das zu vertuschen, hätte sie eine blöde Grimasse in Kauf nehmen müssen und das wollte sie eher vermeiden.
Auf seine Frage, ob sie eine Jacke dabei hätte schaute sie sich demonstrativ um - auch im Glauben vielleicht eine verlorene Jacke zu finden, die einfach rumliegt - und schüttelte schließlich sachte den Kopf. "Leider nein, tut mir leid." Ein wirklich verrückter Junge, sojemandem ist Haru bisher noch nicht begegnet. "Ist es denn wirklich soo schlimm für dich, dreckig zu werden, Richard?" Haru legte ihren Kopf etwas schief und lächelte wieder freundlich. Diese reichen Leute waren schon eigen. Auch wenn er kein Master zu sein schien. Na gut, gab auch genug "Arme" die ein Problem damit hatten, sich unnötig dreckig zu machen.


(passt schon xD)

Richard hörte nicht auf zu lächeln, legte aber den Kopf seitlich,und spulte nochmals ab, was er gesagt hatte, ihm viel aber nichts merkwürdiges ein, so gab er es schließlich auf. Wer weiß, vielleicht war ja die hübsche Amazone einfach nur gut gelaunt. Ja, so musste es wohl sein, hakte er die Sache ab und konzentrierte sich weiter darauf, was sie sagte, obwohl es ihm ein wenig schwer viel. Er lehnte sich an den breiten Baumstamm und kreuzte die Arme übereinander. Die Beine fingen ihm an zu schmerzen, von so viel stehen.
-"Du musst dich nicht entschuldigen, Schätzchen. Du bist bezaubernd wenn du lachst" erwiderte er aufrichtig und sein Lächeln wurde um ein Stückchen breiter. "Wenn jeder mehr Lachen würde, würde endlich aus diesen unfruchtbaren Schandfleck namens Erde ein Garten erblühen" er seufzte sehnsüchtig. Er war einfach außerwählt, die Schönheit zu den Sterblichen zu bringen. Auf ihre Frage, ob es schlimm wäre, dreckig zu werden, nickte er heftig, sodass seine blonde Mähne durch die Gegend flog. "Natürlich! Die arme Kleidung wird doch versaut...Kleidung hat auch Gefühle, aber die meisten sind sich einfach nicht darüber im Klaren. Außerdem..." er senkte seine Stimme, "könnte einen doch Ameisen in die Hose krabbeln oder?" er rümpfte die Nase. Ekelerregende Vorstellung, Pfui. Erst jetzt fragte er sich, was sie wohl hier mache.

"Kleidung hat Gefühle?", wiederholte sie leise und dachte über diese Aussage nach. Wie konnte Kleidung sich wohl fühlen? Abgetragen vielleicht? Tut mir leid, meine Kleider, dachte sie, bei den Erinnerungen an die unzähligen Male, wo ihre Kleidung leiden musste.
Bei Richards nächstem Satz, musste Haru wieder lachen. Diesmal allerdings etwas beherrschter. "Ja, Ameisen können schon gemein sein. Oder diese anderen widerlichen Krabbeltiere." Sie bekam Gänsehaut, als sie nur an die ganzen Insekten dachte.
Haru drehte sich ein wenig und lehnte sich neben Richard ebenfalls an den Baumstamm. Die Arme hinter dem Rücken und den Blick auf den Blonden gerichtet. Ein seltsamer Junge, aber nett ist er immerhin.
Ihr Blick wanderte zur Krone des Kirschbaumes zurück. "Wer hätte gedacht, dass an einer Schule, ein so schöner Baum stehen könnte", sagte sie leise. Der Baum schaffte es schon wieder, ihre Gedanken ganz auf sich zu lenken. Dadurch trat ein verträumter Blick in Harukas rotbraune Augen und ein ebensolches Lächeln auf ihre Lippen.

Richard nickte wissend auf Harukas zweifelnde Rückfrage und hob besserwisserisch ein Finger in die Höhe.
-"Ich bin mir fest davon überzeugt, meine Liebe. Zuerst ist Kleidung nichts weiter als...Stoff. Doch trägt sie ein Mensch" er schnippte mit den Fingern "leben die Farben und Formen auf, und der Träger verleiht ihm Gefühle" verkündete er einer seiner Lieblingstheorien mit überzeugtem Nicken. Als er das seinem Vater erzählt hatte, hatte er nur mit blassem Gesicht den Kopf geschüttelt. Er liebte die Kollektion seines Vaters, jedoch fand er, dass er ein unglaublich naiver Mann war, auch wenn er ihn sehr liebte und respektierte.
Als sie die Käfer und Insekten erwähnte, verzog er ein wenig das Gesicht. Er fand sie abstoßend. Außer Schmetterlinge. Er fand, sie waren der tierische Inbegriff von Anmut und Schönheit. Wenn er erstmal seinen erste Kollektion fertig hatte, würde sein Emblem ein Schmetterling sein, dass stand für ihm fest. Er liebte es, zu beobachten, wie sie von Blume zu Blume flatterten...ein kurzer Augenblick stand er nur so da und blickte verträumt ins nichts. Dann schaute er sich wieder mit seinen üblichen desinteressierten Blick um. Der magische Baum, der leise vor sich hin raschelte, und die bildhübsche Amazone aus einer anderen Welt...ihr Name war ihm schon wieder entfallen. Was für ein Anblick, so viel Schönheit auf einmal war vielleicht ungesund.
Er war so beschäftigt mit ihren zarten Zügen gewesen, die so einen wundervollen Kontrast zu den wilden roten Haaren machten, dass er nun ihre Kleidung sah. Er ging ein paar Schritte zurück, legte den Kopf seitlich, schob nachdenklich die Lippen vor und runzelte die Stirn, um das Gesamtbild zu betrachten, seine grünen Augen wanderten das Mädchen von oben nach unten und wieder zurück. "Liebes..."fing er abwesend an, "ist das dein "Look" das du gern abgetragene und langweilige Sachen trägst oder kannst du dir nichts besseres leisten?" wäre er ihr Outfit, würde er heulen.

Sie lauschte Richards Worten über seine Theorie über das Leben der Kleidung und machte sich so ihre Gedanken darüber. So, wie er es verkaufte, klang es einleuchtend. Haruka war ja sowieso eine Person, die sich alle möglichen Dinge durch den Kopf gehen ließ und bei manchen sogar glaubte, sie könnten stimmen, auch wenn es so verrückt klang, dass man eher drüber lachen könnte. Ob Kleidung nun wirklich die Gefühle von ihren Trägern bekamen, wollte sie nicht direkt zustimmen oder verhöhnen. Und solange der Blonde selbst daran glaubte, war es ja gut genug.
Als er dann anfing, sie so kritisch zu betrachten, hob Haru ihre Augenbrauen. Was war denn nun mit ihm los?
Bei seinen nächsten Worten, wurde sie etwas rot um die Nase und ließ ihren Blick beschämt Richtung Boden wandern. Da traf er einfach mal ihre Schwachstelle. "Meine Eltern sind nicht sehr vermögend...", murmelte sie mit verschönernden Worten und scharrte mit einem Fuß auf dem Boden rum. Sie hatte sich schon so sehr an ihre abgetragenen und alten Kleider gewöhnt, dass es ihr nicht mehr sonderlich auffiel, wie sie wirken mussten. Aber nun, wo Richard es so deutlich sagte, wurde ihr auch wieder bewusst, wie sie im Vergleich zu den reichen Schülern erscheinen musste.

Richard klatschte in die Hände, seine blonden Augenbrauen vor Verwunderung in die Höhe gezogen, obwohl sein ständig gelangweilter Blick sich kein Stück veränderte.
-"Ach so, ich verstehe, du bist ein Honey, Liebes!" stieß er in völliger Überraschung aus und ging auf sie zu, um ihre langen, roten Haaren mit seinen langen blassen Fingern von der einen Seite nach hinten zu schieben, dann von der anderen, sodass ihre Mähne nicht mehr über ihre Schultern fiel und ihre Ohren sichtbar waren. Er erschauderte genüsslich. Wie seidig weich sich diese Haare anfühlten, und was für einen kupferfarbenen Stich sie zeigten wenn die Sonne darauf fiel...wahrscheinlich rochen sie auch noch gut. Doch der junge Londoner zwang sich, sich zurückzureißen, und stemmte streng die Händen an den Hüften. Das letzte was er wollte war ein blaues Auge das gar nicht zu seinen grünen passen wollten. "Und du hast keine Ohrringe, somit kein Master. Das heißt, dass wenn du keinen bald auftreibst, fliegst du von der Schule?" fragte er rethorisch und schaute sich seine Fingernägel an. Das wäre entsetzlich. Nun hatte er endlich jemanden schönen gefunden zu den er einen Draht hatte, und nun würde sie fliegen...was für ein entsetzlicher Gedanke. Er seufzte in gespielter Gequälheit. "Weißt du, ich wollte hier als Master herkommen, doch mein Vater sagte, die Honeys hätten mich nicht verdient...ich bin einfach zu gut" murmelte er mit einem sanften halben Lächeln und schwenkte seine blonden Haaren selbstgefällig zur Seite. Eigentlich meinte er sein Vater, dass er nicht die armen Honeys unter Richards Art leiden sehen wollte, doch das glaubte Richard nicht. Er war doch eine Bereicherung für die Gesellschaft. "Ich langweile mich gerade, Honey. Deswegen habe ich beschlossen, dir beim Suchen eines Masters zu helfen. So. Richard hat gesprochen" mit seiner üblichen gemächlichen Art, ging er ein paar Schritte, weiter, dann drehte er sich Haruka über der Schulter zu. "Amazone, Liebes? Was meinst du wo sich sollche Leute herumtreiben?" er hatte keine Ahnung, wie man eine Suchaktion veranstaltete, außer sie redeten von einen Schlussverkauf.

Haruka beobachtete Richard immer noch mit einer leichten Schamesröte auf den Wangen, als er sich ihren Ohren besah, um zu gucken, ob sie bereits einen Master gefunden hat oder nicht. Sie hoffte inständig, dass sie nicht von der Schule fliegen würde. Es wäre echt gemein, wenn sie nun nach Nagasaki zurückkehren müsste. Obwohl ihr der Gedanke, einen Master zu finden ebenso wenig gefiel. Allerdings, wenn sie entscheiden müsste, würde sie wohl doch lieber einen Master wählen.
Und auch Richard schien daran interessiert, sie in dieser Schule zu halten, wenn er schon eine Suchaktion nach einem Master veranstalten wollte. Kichernd verdrehte sie die Augen. Schräger Typ, eindeutig. Aber wenn er ihr schon helfen wollte, nicht von der Schule zu fliegen...
"Ich bin Haru und keine Amazone", sagte sie und stieß sich vom Baum ab, "und ich würde sagen, dass welche in der Schule sein könnten? Ich habe auch keine Ahnung, wo sich Master für gewöhnlich aufhalten. Hey, du bist doch der Reiche von uns beiden, dann müsstest du doch wissen, wo andere Reiche sich rumtreiben oder?" Die Suchaktion würde ja noch vielversprechend werden. Ob er ihr wirklich dabei helfen würde einen Master zu finden oder ob er ihre künftigen Master verschrecken könnte, daran wollte sie lieber erstmal nicht denken.

-"Ha-ru..." sinnierte er konzentriert und blickte in die Krone des Baumes, dann schüttelte er mit einem schwermütigen Seufzen den Kopf. "Namen sind einfach nicht mein Ding, weißt du, Liebes? Gesichter kann ich mir um so viiel besser merken" stieß er quengelnd aus. "Außerdem bist du mein Bild von einer Amazone aus einem fernen, unbekannten Land, mit diesen Gesichtszügen und den wallenden, roten Haar" und nickte mehrmals, als wolle er sich selbst zustimmen.
Ja, er war eindeutig reich, dass war einer seiner unersättlich vielen Tugenden. Dann schloss er die Augen und massierte sich die Schläfen, der sanfte Wind strich über sein Gesicht und Haar. "Hm...meine Suchsensoren sagen mir, dass ein möglicher Master...da ist!" er öffnete die Augen und zeigte triumphierend mit seinen Zeigefinger auf Kaileen, die mit ihnen im Garten stand und den Baum betrachtete. "Komm, wir fragen mal, Süße" spornte er Haru an, nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich.
"Huhu~ Blondinchen~" er wedelte mit der Hand, um auf sich aufmerksam zu machen, was wohl nicht schwer war bei seiner für einen Mann seltsam hohe und durchdringende Stimme und seine über eins achzig Meter Höhe.

Also würde sie weiterhin Amazone genannt werden. Na, musste sie sich wohl dran gewöhnen. Aber dass sie so exotische Gesichtszüge hatte, dass er sogar meinte sie käme aus einem fernen Land... Dabei war sie doch eine typische Japanerin? Na ließ sie ihn halt in dem Glauben...
Und das er plötzlich nach ihrer Hand griff und sie mal eben ein paar Schritte mitzog, überraschten sie, aber das hätte sie sich auch irgendwie denken können, soweit sie Richard nun kennen gelernt hat. Sie blieben bei dem blonden Mädchen stehen, das Haru vorhin erst freundlichkeitshalber begrüßt hat und nach dem Richard nun auch rief. "Richard, dein Enthusiasmus und deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren, aber ich denke, ich kann selber einen Master finden..." Es war ihr irgendwie doch unangenehm 'verkuppelt' zu werden. Das musste wohl sein, wenn man sich mit einer so seltsamen Person anfreundete...

Richard drehte sich zu ihr um und schnalzte missbilligend mit der Zunge.
-"Ich will es zumindest versuchen, Honey. Wenn es nicht klappen sollte, bist du frei zu springen wohin du möchtest" erwiderte er stur und zappelte ein wenig aufgeregt. Wenn sich Richard erstmal etwas vorgenommen hatte, war er nur sehr schwer wieder davon abzubringen, die arme Person, die er sich dann auserwählt hatte, musste sich wohl gedulden, bis ihm das auch zu langweilig wurde. Ein kleiner Windstoß kam, der seine Haare verwehte und seine seiner Meinung nach selbstlose Opferbereitschaft das gewisse heldenhafte Etwas gab~~

"Nur weil du jetzt weißt, dass ich eine Honey bin, brauchst du das Wort nicht noch öfter zu sagen. Nenn mich doch lieber weiter 'Liebes' oder 'Amazone'", nuschelte sie vor sich hin, fügte in Gedanken dann noch hinzu: Na hoffentlich klappt's nicht.... Sie wusste, dass ihr Dickkopf bei seiner Sturheit wohl nicht sehr weit kommen würde. Ach, warum machte sie das eigentlich noch mit. Ach ja, er war bisher der einzigste Bekannte, den sie hatte und das wollte sie erstmal nicht verspielen. Außerdem war er trotz seiner seltsamen Art irgendwie lustig. "Du bist verrückt", fügte sie mit einem Kopfschütteln zu vorherig Gesagtem und Gedachtem hinzu. Die verwehten Haare vom Windstoß ließen ihn nur irgendwie lustiger erscheinen, sodass Haru sich wieder ein Lachen verkneifen musste.

Auf ihre Bemerkung legte er den Kopf seitlich, dann zuckte er die Achseln.
-"Na, wenn es dich so sehr stört...fand' ich bloß so passend, gerade wegen dem doppelten Sinn" kicherte er mit einem kleinen Grinsen. Würde er es nicht besser wissen, würde er sagen, sie schämte sich dafür.
Als sie meinte, er sei verrückt nickte er wissend, ein stolzes Lächeln auf den Lippen. Er hob den Kinn an und bauschte sich auf. "Ich weiß, ein klein wenig" Er tat so, als würde er in der Hand eine unsichtbare Murmel halten und rümpfte verspielt die Nase, "Aber jeder Künstler ist wahnsinnig, Liebes. Das macht uns ja zu..." er fuhr sich durch das Haar, sodass seine goldene Mähne wieder ein wenig flog. "...etwas Besonderem" hauchte er. Man hatte auch Picasso ausgelacht, als er die moderne Kunst erfand. Oder Van Gogh, als die Renaissance begann. Oder Armani, als er seine erste Kollektion veröffentlichte. Und nun sind sie alle berühmt und glücklich. Und so wollte Richard auch werden. Für ihn war das alles selbstverständlich. Und er liebte seine Genialität. Es klang nicht so abweisend wie "verrückt". Ja, das behielt er. Er war nicht unbedingt verrückt, sondern schlichtweg genial.
Dann musterte er wieder die für ihn außergewöhnlich hübsche Amazone. So jemand durfte einfach nicht aus der Schule verschwinden. Das machte das Gesamtbild doch furchtbar hässlich.

Bei allen Bemühungen sich das Lachen zu verkneifen, nun konnte sie nicht mehr anders, als er sein kleines Schauspiel vorzeigte. Richard schaffte es wirklich, sie zum lachen zu bringen. War zwar nicht sonderlich schwer Haru zum Lachen zu bringen, aber das schaffte auch nicht jeder. "Ja, der doppelte Sinn, schon klar. Und du bist wohl eindeutig etwas Besonderes. So jemanden, wie dich habe ich echt noch nie getroffen." Haru befürchtete schon, er würde gleich wieder abheben und sich preisen. Aber sollte er ruhig, so hatte sie weiterhin etwas zu lachen. Sie hoffte nur, es wirkte für ihn nicht unhöflich oder störte ihn. Aber bei seinem Benehmen konnte sie einfach nicht anders. Irgendwie war sie froh ihn hier getroffen zu haben und es war eindeutig eine Abwechslung zu ihrem tristen Leben in Japan.

Schon wieder fing sie an zu lachen. Langsam wurde Richard echt neugierig, warum sie so lachte. Ihm kam sein Verhalten völlig natürlich vor, denn er war etwas Besonderes, und wer es noch nicht wusste, den musste er zurechtweisen. Es kam ihn fasst vor, als würde sie ihn auslachen. Aber welchen Grund hätte sie denn?
-"Du würdest mir auch Angst einjagen, wenn du sagtest, du kennest jemanden wie mich, Süße" erwiderte er aufrichtig. Es wäre sicher interessant,sich selbst zu treffen...sein Doppelgänger hatte sicherlich genauso einen unverfehlbar guten Geschmack wie er..."Jeder Mensch ist einzigartig. Das ist ja das Tolle,Liebes" er hob erneut seinen Zeigefinger an, diesmal um ein wenig ihr Kinn anzuheben, und blickte ihr mit seinem typisch lethargischen Blick in die dunkelbraunen Augen "auch du bist einzigartig" das machte ja die Kunst der Mode so aufregend! Richard schwebte für einen kurzen Moment in seinen eigenen, kleinen Paradies, in dem sich alles sich nur um zwei Dinge drehte: um die Schönheit, und um ihn. Dann ließ er wieder von ihr Gesicht ab, und atmete tief ein. Er sah die Welt gerade durch die rosarote Brille. Er war einfach an einen Ort gelandet, in dem die Inspiration nur so überschwappte!
Plötzlich blinzelte er aus seinem schönen Traum, und musterte erneut Haru. Er wollte sie unbedingt als Model. Er konnte einfach noch nicht mit diesen schrecklich gruseligen Puppen arbeiten...er müsste aber dann zunächst ihren Master bitten. Er würde schon einen Weg finden, alle Leute zusammenzutrommeln die bei ihm unter der Kategorie zu-schön-um-sie-entkommen-zu-lassen fiel.

Seine Worte brachten Haru zum grinsen. Erst philosophiert er über lebendige Kleidung und erzählt etwas von den komischsten Theorien und dann denkt er wieder so einfach, wie gerade eben. Und das er ihr Kinn etwas anhob und sagte, auch sie sei etwas Besonderes, machte ihr Grinsen nur noch breiter. Er schien mal wieder in eine andere Welt abzuschweben.
Allerdings kam er schnell in die Realität zurück und mussterte sie wieder auf so eine Art und Weise, die Haru nicht so wirklich gefallen wollte. "Warum guckst du mich denn nun schon wieder so komisch an?" Sie legte ihren Kopf schräg und blinzelte ein paar mal fragend. Ihre Kleidung hatte er ja schon bemägelt. Ob er nun auch noch etwas anderes gefunden hat? Na, sie wüsste nicht was es sein sollte.

Komisch? Richard schnaubte verächtlich.
-"Nicht komisch, Amazone, bewundernd. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich dein Äußeres absolut reizend finde..." verbesserte er sie gelassen. Und das Innere erwies sich als immer besser. Dieser Kontrast zwischen faszinierendes Aussehen und zurückhaltendes Verhalten...das hatte was. Richard unterzog jedes lebende Wesen durchdringende und prüfende Blicke, wie viel wert sie in seinen Augen waren. Die meisten rollten dabei schlichtweg mit den Augen und warteten, bis Richard mit seiner Inspektion fertig war, sie empfanden es als Spinnerei von dem angehenden Designer. "Entspanne dich,Liebes. Wir spielen hier nicht Jäger und Beute" ein breites Lächeln zeichnete sich auf sein ausdrucksloses, blasses Gesicht. Oh boy, wenn du wüsstest, meine liebe Amazone..."Was ist eigentlich dein >Style<?"fragte er neugierig. Solche Themen begeisterten ihn ungemein, er faltete hinter sich die Hände ineinander.

Bewundernd? Haru wüsste nicht, wann dieses Wort mal in Verbindung zu ihr benutzt wurde. Aber war ja schmeichelhaft soetwas von jemandem zu hören, der einen Tick für Schönheit besaß. Nicht, dass sie bald noch deswegen abhob. Aber Haru war kein Mensch, der so einfach abdreht. Sie wüsste auch nichts, was sie dazu brachte abzudrehen.
Ihr vorheriges Grinsen trat zurück auf ihre Lippen. Jäger und Beute? Na das wär ja eine interessante Vorstellung. Zu schade. Ich würde gerne sehen, wie du das Spielchen spielst."
Bei seiner Frage, was ihr Style sei, zog sie ihre Augenbrauen nachdenklich zusammen. "Ich habe eigentlich nie über einen 'Style' nachgedacht...", gestand sie wahrheitsgemäß. Sie brauchte sich nie Gedanken über einen 'Style' zu machen und eigentlich sah sie auch keinen wirklichen Sinn darin. Sie war anscheinend zu einfach gestrickt und gab sich mit dem zufrieden, was sie besaß. Schwierig über Kleidung zu sprechen, wenn man sich nie Gedanken darum gemacht hat.